Bürger fragen, OB-Kandidat*innen antworten

Mittwoch
16 Sep
2020

Zum Wahlforum zur Oberbürgermeister*innenwahl Zwickau blieben aus Zeitgründen einige Themen mit den dazugehörigen Thesen offen. Doch wir kündigten bereits am Abend an, dass wir diese an die Kandidat*innen weiterleiten und die Antworten hier präsentieren. Leider haben wir nicht von allen Befragten Antworten bekommen und so kommen hier leider vorerst nur drei der fünf Bewerber um das höchste Amt der Stadt zu Wort.

Michael Jakob, parteilos

Bürger fragen, OB-Kandidat*innen antworten 1

Die Innenstadt wird 2027 größtenteils autofrei sein und verstärkt auf Radfahrer*innen setzen.

  • Zustimmung, wünschenswert, dass die Innenstadt mehr für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen geöffnet wird
  • neue Parkplatzangebote bspw. beim Glück-auf-Center

Pflückscheine und auch Grillgenehmigung am Muldeparadies, das animiert unsere Bürger*innen aktiv zu sein!

  • wenn vernünftige, nicht brandgefährdete Plätze genutzt werden, kein Problem
  • Pflückscheine abbauen

2/3 der Zwickauer Schüler*innen sagen, Zwickau sei eine dreckige Stadt. Sehen Sie das genau so?

  • Mülleimer oft überfüllt, muss besser geleert oder mehr platziert werden
  • Mulderadweg muss bspw. auch McDonalds in die Verantwortung genommen werden

Die Stadt Zwickau schrumpft kontinuierlich. Ich hätte da eine klasse Idee, um junge Menschen und Rückkehrer*innen für Zwickau zu gewinnen!

  • es muss eine Anlaufstelle zur Unterstützung der Rückkehrer*innen geben, die Wohnraum stellt und Arbeitsstellen anbietet

Kathrin Köhler, CDU

Bürger fragen, OB-Kandidat*innen antworten 2

Die Innenstadt wird 2027 größtenteils autofrei sein und verstärkt auf Radfahrer*innen setzen.

  • nein, weil es für die Einzelhändler die Wege erschwert und Wohnraum in der Hauptstraße geschaffen werden soll
  • in einzelnen Bereichen der Innenstadt denkbar, allerdings herangehen mit Augenmaß erforderlich

Pflückscheine und auch Grillgenehmigung am Muldeparadies, das animiert unsere Bürger*innen aktiv zu sein!

  • „Amtsschimmel“, der abgebaut gehört
  • kurzes, telefonischen Anzeigen soll ausreichen

2/3 der Zwickauer Schüler*innen sagen, Zwickau sei eine dreckige Stadt. Sehen Sie das genau so?

  • Schüler*innen wird recht gegeben
  • es wird an die Achtsamkeit aller Bürger*innen appelliert
  • „Frühjahrsputz“ muss öfter als einmal im Jahr durchgeführt werden

Die Fürsorge und Aufmerksamkeit der Stadt Zwickau gegenüber ihren Bürger*innen, Händler*innen und sonstigen Akteuren war angemessen!

  • hätte mehr sein können
  • gerade im Bereich der Kultur wenig angekommen, daher sollten Kulturveranstaltungen in kleinerem Maß durchgeführt werden
  • zusätzlicher verkaufsoffener Sonntag

Die Stadt Zwickau schrumpft kontinuierlich. Ich hätte da eine klasse Idee, um junge Menschen und Rückkehrer*innen für Zwickau zu gewinnen!

  • Portal der Stadt soll geschaffen werden, das Arbeitsplätze und Wohnraum anbietet
  • Werbetrommel muss noch mehr gerührt werden

Constance Arndt, Bürger für Zwickau

Bürger fragen, OB-Kandidat*innen antworten 3

Die Innenstadt wird 2027 größtenteils autofrei sein und verstärkt auf Radfahrer*innen setzen.

  • gutes Ziel, aber bis 2027 nicht erreichbar, da erst Infrastruktur geschaffen werden muss

Pflückscheine und auch Grillgenehmigung am Muldeparadies, das animiert unsere Bürger*innen aktiv zu sein!

  • man sollte Obst verwendet dürfen, das in der Stadt vorhanden ist
  • soll mehr propagiert werden, denn daraus entsteht eine größere Nutzung

2/3 der Zwickauer Schüler*innen sagen, Zwickau sei eine dreckige Stadt. Sehen Sie das genau so?

  • keine Zustimmung, es gibt allerdings Orte die schmutzig sind
  • Jugendliche oft Verursacher, es liegt an jedem, seinen Müll ordentlich zu entsorgen

Die Fürsorge und Aufmerksamkeit der Stadt Zwickau gegenüber ihren Bürger*innen, Händler*innen und sonstigen Akteuren war angemessen!

  • proaktivere Kommunikation, Stadt nicht durch besonders gute Aktivität aufgefallen
  • war sicherlich ein Thema, das aber viel zu wenig in der Öffentlichkeit stattfand

Die Stadt Zwickau schrumpft kontinuierlich. Ich hätte da eine klasse Idee, um junge Menschen und Rückkehrer*innen für Zwickau zu gewinnen!

  • es gibt nicht DIE Idee
  • welche Bedürfnisse haben insbesondere junge Menschen? Es soll aber keine Auswahl an Altersgruppen getroffen werden

Wahlforum zur Oberbürgermeister*innenwahl Zwickau

Montag
07 Sep
2020

Das Wahlforum des Vereins Alter Gasometer und der Freien Presse lockte ca. 250 Gäste und alle fünf Kandidat*innen, die sich um das Amt des Oberbürgermeisters in Zwickau bewerben, in die Neue Welt Zwickau. In fünf Fragerunden konnten sich die Bewerber zu verschiedenen Thesen äußern und im Anschluss mussten sie sich außerdem den Fragen der Gäste stellen.

Zu Beginn wurden zunächst die Besucher befragt, ob sie sich vorstellen können, selbst Oberbürgermeister*in zu werden. 71% der Zuschauer können sich dies nicht vorstellen, ebenso wie das Moderatoren-Team aus der freien Journalistin Claudia Drescher und Freie Presse Regionalleiter Michael Stellner. Außerdem kamen per Video Zwickauer zu Wort, welche vom Zwickauer Jugendbuffet – einer Projektgruppe unseres Vereins, befragt worden sind.

Für die Themenrunden konnten die Besucher*innen aus 10 Themenkomplexen per TED-Abstimmung 5 Themen auswählen. Das Publikum entschied sich für Innenstadtbelebung, Stadtentwicklung, Kultur, Soziales und den Nahverkehr. Die fünf am Abend nicht behandelten Themen „Ordnung und Sicherheit“, „bürgernahe Verwaltung“, „Demographie“, „Autostadt Zwickau“ und „Corona Hilfen“ werden in nächster Zeit durch das Jugendbuffet in Video-Interviews mit allen Kandidat*innen bearbeitet. Das Resultat wird dann auf unseren Webseiten und Social-Media-Profilen zu sehen sein.

Doch zunächst durften sich die Kandidat*innen einzeln vorstellen und den Gästen vermitteln, warum gerade sie besonders für das höchste Amt der Stadt Zwickau geeignet sind. Den Anfang machte Kathrin Köhler von der CDU, amtierende Baubürgermeisterin der Stadt. Es folgte Andreas Gerold von der AfD und im Anschluss Ute Brückner von DIE LINKE. Es folgten Constance Arndt von den Bürgern für Zwickau und der parteilose Kandidat Michael Jakob.

Nach einigen Wissensfragen über Zwickau zum Auflockern, ging es zügig voran zu den Themenkomplexen. Der Bereich „Stadtteilentwicklung und Infrastruktur“ wurde mit der Aussage „Die Stadtteile in Zwickau sollen ihre eigenen Stadtteilzentren bekommen!“ eingeleitet. Hier zeigte sich Uneinigkeit sowohl auf dem Podium als auch im Publikum. Doch das ist nicht schlimm, denn es macht Kandidaten unterscheidbar und regt zu Diskussionen an. Kathrin Köhler machte dabei deutlich: „Den Satz ‚Ich bin nicht zuständig‘ gibt es bei mir nicht.“.

Weiter ging es mit der „Innenstadtbelebung“ und der Idee „Die Stadt Zwickau übernimmt für Start-Ups in der Innenstadt im ersten Jahr die Miete.“. Auch hier zeigte sich ein differenziertes Bild, jedoch kam die Idee, junge Unternehmen zu fördern, allgemein gut an.

Für das Thema „Öffentlicher Personennahverkehr“ stand im Raum: „Das 365€-Ticket ist die Zukunft Zwickaus!“. Im Prinzip gab es Zustimmung, jedoch zur genauen Umsetzung und der Berücksichtigung finanziell schwacher Familien gab es Diskussionen. Constance Arndt schlug hier einen weiteren Bogen und sagte „Ist der öffentliche Nahverkehr so schlecht, weil ihn keiner nutzt oder nutzt ihn keiner, weil er so schlecht ist?“.

In der Fragerunde vier drehte sich alles um das Thema „Soziales“. Der Aussage: „Zwickau wird bis 2027 die kinder- und jugendfreundlichste Stadt Sachsens.“ schlossen sich alle Kandidaten an. Andreas Gerold merkte an „Wenn wir nicht weiter schrumpfen wollen, müssen wir den demografischen Wandel umkehren. Um das zu erreichen, sind wir regelrecht gezwungen, die kinderfreundlichste Stadt Sachsens zu werden.“. Ute Brückner brachte einen weiteren Faktor dazu: „Wenn wir keine Frauen haben, dann wird das auch nichts mit den Kindern.“ und ergänzte scherzhaft „Ich habe mit vier Kindern mein Soll erfüllt.“.

Bei der letzten Fragerunde ging es um die Kultur und es wurde folgender Satz an die Leinwand geworfen: „Das kreative Potential der Stadt Zwickau ist gehemmt. Es braucht mehr Ermessensspielraum für engagierte Menschen!“. Auch hier gab es Zustimmung, es wurde aber auch betont, dass es viele engagierte Menschen in Zwickau gibt, die schon so einiges auf die Beine stellen. Aber Kultur außerhalb des Mainstreams hat es manchmal schwer in Zwickau. Kathrin Köhler meinte dazu: „Der Oberbegriff ‚Ermessensspielräume nutzen‘ gefällt mir sehr gut“ und Michael Jakob merkte an „Wir müssen junge Leute nach Zwickau holen, weil sie die Stadt ganz einfach toll finden.“

Am Schluss der Fragerunden wurde ausgewertet, wer das Publikum in den einzelnen Themenrunden am meisten überzeugte.

Auch nach der Pause blieb der Saal gut gefüllt und es kamen die Bürger*innen zu Wort. Viele Fragen gingen an die Kandidat*innen. Das Publikum war daher sogar bereit die drei Stunden noch um weitere 20 Minuten zu überziehen.

Den Abschluss bildete die Frage, was das Publikum als wichtigstes Thema dem neuen Oberbürgermeister oder der neuen Oberbürgermeisterin auf den Weg gibt. Direkte Bürgerbeteiligung war das mehrheitliche Ergebnis.  Die Zwickauer im Saal wünschten sich also von ihrer künftigen Oberbürgermeisterin bzw. ihrem künftigen Oberbürgermeister, mehr an wichtigen Entscheidungen beteiligt zu werden. Mit dem Zwickau-Ticker leistet hier der Verein Alter Gasometer viel Grundlagenarbeit, um Zusammenhänge in der Stadt erkennbar zu machen.

Die Freie Presse befragte im Anschluss der Veranstaltung einige Besucher. Karl Wolf, 71 Jahre alt, meinte: „Es war sehr informativ und interessant. Es hat sich meine Meinung bestätigt, wen ich nicht wählen will. Ich habe meine eher linke Einstellung bei dem Forum gefestigt. Kultur hat mich am meisten interessiert. Die Bürgerbeteiligung finde ich bei dieser Veranstaltung gut gelungen. Die Wahlverdrossenheit ist ein Problem, jeder sollte wählen gehen.“ und für Norbert Orlovius, 48 Jahre alt, hat die Veranstaltung seinen Favoriten bestätigt. „Die wichtigsten Themen waren Mobilität und Bürgerbeteiligung. Das hat sich ja auch nochmal in der Diskussion am Ende über das Gefängnis in Marienthal gezeigt. Ich finde es gut, dass hier was gemacht wird und es die Diskussion gibt.“

Wer am Ende das Rennen macht, sehen wir am 20. September, denn dann wird gewählt. Ein möglicher zweiter Wahlgang findet am 11. Oktober statt. Machen Sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch, denn die Demokratie lebt vom Mitmachen!

Das Wahlforum war eine Veranstaltung des Vereins Alter Gasometer in Zusammenarbeit mit der Freien Presse Zwickau sowie der freundlichen Unterstützung der Kultour Z und der Neuen Welt.

Für Gehörlose wurde der Abend live von Gebärdendolmetschern übersetzt. Dafür geht unser Dank an Isabel Göpfert und Antje Gabler.

Hier geht es zum Nachlesen zum Live Ticker des Abends.

Hier geht es zum Nachschauen zum Live Stream des Abends.

Veranstalter: Alter Gasometer e.V.