So ticken die Menschen in Zwickau- ZWICKAU TICKER 2022 – BÜRGER*INNENBEFRAGUNG IN ZWICKAU VERÖFFENTLICHT

Montag
13 Nov
2023

Am Montagabend wurden im Alten Gasometer die Ergebnisse einer erstmal durch den Verein Alter Gasometer durchgeführten Bürger*innenbefragung in Zwickau vorgestellt. In der Befragung ging es zum einen um das Leben in Zwickau, die Meinungen zur Stadtentwicklung und die Zufriedenheit mit verschiedensten Einrichtungen in der Stadt, andererseits aber auch um die politischen Einstellungen sowie das grundlegende Verhältnis zu Staat und Politik. Dazu gehört auch die Einbeziehung von Meinungsbildern der Bürgerinnen und Bürger bei kommunalpolitischen „Aufregerthemen“.  Oder ganz einfach ausgedrückt und passend zum Titel der Befragung: Wie ticken die Zwickauerinnen und Zwickauer?

Im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben“ führte ein renommiertes Wissenschaftsteam, bestehend u.a. aus dem Zwickauer Professor für Volkswirtschaftslehre – Prof. Dr. Wrobel, im September 2022 erstmalig eine umfangreiche Bürger*innenbefragung durch. Dazu wurden 3.000 Zwickauerinnen und Zwickauer via Zufallsprinzip ausgewählt und erhielten einen 16-seitigen Fragebogen postalisch zugeschickt. Dieser konnte binnen 3 Wochen kostenfrei und anonym zurückgesendet oder online ausgefüllt werden.

Die allgemeine Lebenszufriedenheit in Zwickau ist grundsätzlich als positiv zu bewerten, besonders die Wohnraumsituation kann punkten. Die Sorgen der Befragten betreffen überwiegend allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen und weniger persönliche Umstände, v.a. dass die Gegensätze zwischen Arm und Reich in Deutschland zunehmen.  Über ein Drittel der Befragten hält die Stadt Zwickau nicht unbedingt für „vielfältig“. Über 40% der Bevölkerung glauben zudem, dass das Image der Stadt immer noch unter rechtsextremistischen Vorfällen leidet. Die Untersuchung zeigt unter den Befragten zudem viel Skepsis gegenüber der herrschenden demokratischen Ordnung. Dabei gibt es eine Gruppe von etwa jedem Fünften unter den Zwickauer Befragten, die deutlich für autoritäre Strukturen eintritt und ein weiteres Fünftel, das sich zumindest nicht deutlich dagegen ausspricht. Das Interesse an Politik unter den Befragten in Zwickau ist dabei nicht übermäßig, aber recht ausgewogen. Insgesamt ist das Vertrauen in die politischen Gremien und ordnungsrechtlichen Institutionen auf allen Ebenen in Zwickau nicht besonders ausgeprägt. Allerdings werden ordnungsrechtliche Institutionen wie Polizei und Gerichte deutlich besser eingeschätzt als politische Parteien.

Als größte Probleme in der Stadt werden die Straßenzustände, die ärztliche Versorgungslage und die Baustellensituation bezeichnet. Auch das Thema der Migration spielt eine wichtige Rolle. Die Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund wird von etwa 40% der Zwickauer Befragten deutlich überschätzt. Die einheimische Zwickauer Bevölkerung ist dabei eindeutig nicht antisemitisch eingestellt, es gibt aber enorme Vorbehalte gegenüber Flüchtenden und Asylbewerber*innen aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum. Die meisten Probleme haben die Zwickauer*innen mit muslimischen Migrant*innen. In Zwickau ist eine Ablehnung der Zuwanderung und eine recht weit verbreitete Angst vor einer „gefährlichen Überfremdung“ durch Ausländer*innen erkennbar.

Wenig überraschend ist für die Befragten in Zwickau das Auto ihr bevorzugtes Verkehrsmittel. Gut die Hälfte der Befragten nutzt es, um zur Arbeit, in die Ausbildung oder zum Studium zu kommen. Die Befragten in Zwickau gaben an erster Stelle an, der ÖPNV sei ihnen zu teuer. Für gut ein Drittel der Befragten sind zudem die Anbindungen ungünstig oder schlecht. Das Bus- und Bahnnetz in Zwickau muss daher in Zukunft deutlich attraktiver werden, um mehr Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu motivieren. Knapp 50% können sich zudem eine autofreie Zone rund um den Hauptmarkt ausdrücklich vorstellen, während etwa 30% dies ablehnen.

Bis zum Ablauf der Frist sind 700 ausgefüllte Fragebögen zurückgesandt wurden. Dies entspricht einem Rücklauf von etwa 25%. Der Anteil der Online-Teilnehmenden beläuft sich dabei auf 30%. Zum Vergleich: an der letzten Befragung der Stadt Chemnitz nahmen etwa 2.000 Menschen teil, was bei 6.000 angeschriebenen Personen etwa 30% Prozent Rücklaufquote bedeutete (bei gesamt 250.000 Einwohner*innen). Für den aktuellen Sachsenmonitor wurden ebenfalls knapp 2.000 Meschen befragt (bei etwa 4.000.0000 Einwohner*innen). „Somit sind die mehr als 700 Teilnehmenden bei etwa 87.000 Einwohner*innen Zwickaus mehr als aussagekräftig und auf Grund der Stichprobenziehung der Teilnehmenden repräsentativ.“, so Projektkoordinator Matthias Bley, der sich eine Wiederholung der Befragung alle zwei bis drei Jahre wünscht. „So lassen sich langfristig Veränderungen, Verbesserungen und Verschlechterungen im städtischen Klima, aber auch Gründe dafür identifizieren. Die Befragung macht es auch möglich konkret auf einzelne Stadtteile zu blicken und unterschiedliche Bedarfslagen ausfindig zu machen, auf die lokale Politik und Verwaltung reagieren kann. Nicht ohne Grund für die drei großen sächsischen Städte solch eine Befragung zum Teil bereits seit den 90er Jahren durch.“

Kurzbericht

Ergebnisse / Bericht

Zu weiteren Befragungen

„Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch die Zwickauer Partnerschaft für Demokratie. Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.“

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